März 2025

Wer hat die Hosen an?

Text: Alexandra Hörtler; Fotos: in the headroom

Im Frühjahr 2025 wurden wir vom KHM-Museumsverband eingeladen, am Wettbewerb für die Sonderausstellung „Wer hat die Hosen an?“ im Weltmuseum Wien teilzunehmen.

Im Zentrum unseres Gestaltungskonzepts steht die optimale Präsentation der vielfältigen Originalexponate. Ergänzt wird diese durch ein modernes, leichtes und mutiges Ausstellungsdesign, das bewusst mit Gegensätzen spielt, sich der Formensprache des zentralen Objekts – der Hose – bedient und dabei auch humorvolle Momente schafft.

Mutige Gestaltung mit Neon & Spiegel

Ein zentrales gestalterisches Element sind semitransparente Spiegelfolien mit Cutouts in Form der dahinter gezeigten Hosen. Durch die Ausschnitte wird der Blick der Besucher·innen gelenkt und die eigene Person in den Kontext zu dem Ausstellungsexponat gesetzt.

Ein weiterer Gestaltungskniff ist das Konzept der „gehenden Hosen“: Spiegel im unteren Bereich der Raumtexte lenken die Aufmerksamkeit auf die eigenen Hosen der Besucher·innen sowie jene der anderen – und machen diese zu einem integrierten Bestandteil der Ausstellung. Das eigene Spiegelbild wird Teil der Inszenierung.

Dieses Thema greift auch die Selfie-Station in Form eines „Virtual Dressing-Rooms“ auf: Die Besucher·innen sehen sich und ihre Umgebung auf einem großen Screen, wie in einem Spiegel. Mit einfachen Gesten wählen sie zwischen verschiedenen digitalen Hosenmodellen und „ziehen“ diese über ihr Spiegelbild an. Die entstandenen Bilder lassen sich direkt per QR-Code auf das Smartphone laden und teilen.

Farbliche Akzente setzen wir durch den Einsatz von Neonfarben – sowohl beim Leitsystem als auch als Schmuckfarbe in den jeweiligen Räumen bis hin zur Verkleidung der oftmals ungeliebten Kabelkanäle.

Eine sieben Meter hohe Hose empfängt die Besucher·innen bereits beim Eintreten in die Säulenhalle des Weltmuseums. Der ehemalige Shop wird kurzerhand ebenfalls zur Ausstellungsfläche: Drei Meter hohe DropPaper-Laschen zeigen eine Auswahl an Hosen aus den Sammlungsbeständen des Museums.

Besonderes Augenmerk legen wir auf die Gestaltung aller Textelemente – Saal-, Bereichs- und Objekttexte. Wichtig ist uns die Wahl einer ausreichend großen und gut leserlichen Schrift sowie der Druck auf hellem Grund, um einen guten Kontrast zu erzielen. Die Objekttexte gestalten wir – entgegen der gängigen Praxis von Kärtchen an der Wand – ebenfalls aus DropPaper und in Form von sich den Besucher·innen hinstreckenden Laschen.

Inklusion & Barrierefreiheit

Unser Ziel ist es, ein modernes, interaktives und niederschwelliges Ausstellungserlebnis für ein breites Publikum zu schaffen. Dabei orientieren wir uns an den aktuellen Standards im Bereich Inklusion und Raumgestaltung.

Folgende Maßnahmen setzen wir um:

  • Einhaltung ausreichender Durchgangsbreiten für Rollstuhlnutzer·innen und Familien mit Kinderwagen
  • ausgewogene Beleuchtung unter Berücksichtigung konservatorischer Anforderungen
  • regelmäßig platzierte Sitzmöglichkeiten
  • großflächige, kontrastreiche Beschriftungen
  • multisensorische Vermittlung durch Tastobjekte und Audiostationen

Dieser umfassende Ansatz ermöglicht eine breite Teilhabe und steigert die Qualität des Ausstellungserlebnisses für alle Besucher·innen.

Nachhaltigkeit

Seit 2012 sind wir als „Green Agentur“ zertifiziert und mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Uns ist bewusst, dass temporäre Ausstellungen grundsätzlich mit erhöhtem Ressourceneinsatz verbunden sind. Daher verfolgen wir konsequent das Ziel, Ausstellungen so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

Konkret setzen wir dabei auf:

  • die Nachnutzung bestehender Vitrinen, Einbauten, Objektbeschriftungstafeln und Medienstationen
  • langlebige und recycelbare Materialien wie Spiegel oder DropPaper
  • eine modulare Gestaltung neuer Elemente zur Wiederverwendung
  • energieeffiziente Techniklösungen wie den Ruhemodus bei Medienstationen
  • die doppelte Nutzbarkeit von Vitrinenstoffen durch Überlagerung

So gelang es uns, ein innovatives Ausstellungskonzept mit ökologischer Verantwortung zu verbinden – und damit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Kulturpraxis zu leisten.

 

Planungsphase: acht Monate | Leistungsphasen: LPH 1 – 7 | Fertigstellung: März 2025 | Umsetzung Medienstation: Vienom OG | Auftraggeber: KHM-Museumsverband / Weltmuseum Wien
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